Handball: 150 treue Zuschauer spenden den Spielern aus Mülheim, Kärlich und
Bassenheim ein letztes Mal Applaus
HSG Mülheim-Kärlich/B. - Bad Blankenburg 44:34 (22:16)
MÜLHEIM. Adieu HSG. Fast 30 Jahre war die Handballspielgemeinschaft aus
Mülheim, Kärlich und Bassenheim eine feste Handball-Größe im Rheinland, gestern
spielten die Mülheimer ihre letzte Regionalliga-Partie auf heimischen Terrain.
Mit einem 44:34 über Liganeuling HSV Bad Blankenburg verabschiedete sich die
Gastgeber noch einmal standesgemäß von ihren treuen Zuschauer.
Der Mülheimer Tim Brandscheidt (am Ball) wird von der
Bad Blankenburger Abwehr in die Zange genommen - es war nicht
das einzige Mal, dass die Gäste kräftig zupackten. |
Die HSG sagt leise Servus - so stand es in der Überschrift des
Abschlussberichtes im Programmheft zur Information für die rund 150 Zuschauer,
wie es künftig mit dem Handball in den Muttervereinen nach der Auflösung der
Handballspielgemeinschaft weiter geht. Leise ging es auch zu Beginn des letzten
Heimspieles zu. Kein großes Tam-Tam, kein Fanklub, keine Trommeln, die
bedächtige Stimmung spiegelte den Wehmut über das Ende einer Ära wider, der sich
in mancher Träne während der Standing Ovations nach dem Abpfiff ausdrückte.
"Die Zuschauer haben die Leistungen auf dem Feld mit dieser Geste noch einmal
anerkannt. Ich möchte mich dafür bei jedem Anwesenden bedanken", sagte
HSG-Trainer Hilmar Bjarnason. Bedanken taten sich auch seine Jungs, die ohne
Keeper Tobias Arenz und Fabian Jung aufliefen und siegten. Auch wenn es nach
Meinung Bjarnasons nicht das schönste Spiel war, so sah er doch viele gute
Szenen auf beiden Seiten. Etwas drastischer formulierte es HSV-Trainer Hans
Joachim Ursinus in seinem Abschlussplädoyer: "Der Spielverlauf kommentiert sich
von selbst. Das war heute Not gegen Elend."
Der Eindruck könnte fälschen, hatte die HSG doch den etwas größeren Willen zum
Sieg. Gegen gerade einmal neun Blankenburger behaupteten sich die Gastgeber
durchweg und ließen zu keiner Zeit Ängste aufkommen, dieses Aufeinandertreffen
mit dem Tabellenvierzehnten verlieren zu können. Für Unruhe sorgten eher die
HSV-Akteure, die mit insgesamt zwölf Zeitstrafen negativ auffielen. "Ich glaube,
in manchen Situationen kam der eigene Frust der Gäste heraus, dass die Saison
nicht so lief wie es eigentlich sollte", suchte Bjarnason einen Erklärungsansatz
für einige Szenen der Bad Blankenburger, die nicht viel mit Handballspielen zu
tun hatten. In weiser Voraussicht ließ Ursinus zur Halbzeitpause einen seiner
Torhüter ein Spielertrikot überstreifen, da unter anderem der HSV-Goalgetter
Bergner (mit 15 Treffern bester Schütze) zu diesem Zeitpunkt schon doppelt
vorbelastet war. Sein Instinkt bestätigte sich in der 47. Spielminute: Von einer
eigenen Zeitstrafe noch nicht ganz abgekühlt, regte sich ein HSV-Spieler derart
über eine Rote Karte eines Mannschaftsmitglieds auf, dass er noch während der
Strafverbüßung eine weitere Hinausstellung kassierte. Somit standen für
geschlagene 90 Sekunden nur drei Blankenburger Feldspieler auf dem Feld, einer
weniger und ein Handballspiel wird abgebrochen. Das wäre aber sicher nicht im
Sinne der HSG gewesen, die den letzten Heimabend im sportlichen Wettkampf
erfolgreich abrunden wollte.
44:34, zum ersten Mal in dieser Saison knackten die Mülheimer selbst die
magische 40er-Marke. Premiere in ihrer letzten Regionalliga-Saison als HSG,
Schütze Christoph Räder darf gemäß den mannschaftsinternen Regeln den zweiten
Kasten Bier bezahlen. "Die Höhe ist eigentlich zweitrangig, es gibt ja auch nur
zwei Punkte dafür", bilanziert Bjarnason nüchtern. Es sind aber die zwei Punkte,
die die Mülheimer für den sportlichen Klassenverbleib noch gebraucht hatten.
Damit hat die HSG allen Kritikern vor der Saison getrotzt und das selbst
gesteckte Ziel erreicht. "Für alles andere kann die Mannschaft nichts", sagt
Hilmar Bjarnason. Robert Eifler
Mülheim: Oster, Mohr, Räder (3/1), Schäfer (7/1), Schlich (11/5),
Brandscheidt (8), Stemann (3/2), Israel (10), Bjarkason (1), Woods, Kulaszewicz
(1). |